Autorin: Tanja B.
Da wegen ihrer körperlichen Beeinträchtigungen Piratenkatzen oft als Wohnungskatzen gehalten werden müssen – nur selten haben wir den Luxus, ohne Straßen und gefährliche Autos, fern von Hunden oder anderen jagenden Tiere zu wohnen -, kommen die kleinen Seeräuber leider nicht so oft ans echte Sonnenlicht.
Vielleicht hat man einen Balkon oder einen kleinen Garten, den man sicher einzäunen kann. Auch sogenannte Fensterbalkone ermöglichen den Piraten durch einen außen ins Fenster eingehängten gesicherten Kasten ein wenig Sonne, Wind und einen Beobachtungsposten nach draußen.
Was aber noch viel mehr Spaß macht, ist die Katze an eine Leine zu gewöhnen und einfach mitzunehmen! Was spricht dagegen, Abenteuer zu erleben, mit ihr spazieren zu gehen und gemeinsam die Welt zu entdecken?
Probiere es doch aus, ob dein Pirat sich vielleicht an ein Geschirr und Leine gewöhnen lässt!
Das Training
Vorab: Es ist meist einfacher, Kitten und junge Katzen an das Geschirr zu gewöhnen. Je jünger, desto besser! Fang ruhig schon früh an, denn ist deine Katze erstmal älter, hat sie eigene Routinen und will vielleicht nicht mehr so ganz auf deine Wünsche und Vorstellungen eingehen.

Es gibt schon für sehr kleine Katzen zarte Geschirre. Ist dein kleines Piratenkind vielleicht ein körperlicher Nachzügler und sehr schmächtig für sein Alter? Es gibt auch „Meerschweinchengeschirre“, die sind sogar noch ein wenig kleiner.
Unbedingt beachten solltest du: Diese kleinen Geschirre sind nicht ausbruchssicher. Wenn du also einen schreckhaften oder unsicheren Piraten hast, sei vorsichtig. Katzen sind unglaublich wendig und könnten sich leicht herauswinden.
Achtung! Halsbänder sind ungeeignet. Erdrosselgefahr!
Akzeptanz des Geschirrs
Es geht ersteinmal nur darum, dass die Katze ein Geschirr akzeptiert. Hier eignen sich die günstigen gut, denn diese bestehen nur aus einem maximal 5mm dicken Halsband, das durch einen Rücken- oder Bauchsteg mit dem Bauch verbunden ist. Oben sind zarte Leinenhaken aus Metall angebracht. Dort kannst du dann später die Leine einhängen. Diese Geschirre tragen kaum auf, sie geben der Katze die gewohnte Bewegungsfreiheit, da sie nicht Schulter und Bauch einengen. So kann sie sehr gut an ihr neues Accessoires gewöhnt werden.

Zuersteinmal ziehst du es nur in der Wohnung oder einem gesicherten Bereich an. Beim Spiel, beim Fressen… ganz egal. Dein kleiner Abenteurer soll es kennenlernen und akzeptieren. Ablenkung hilft, dass der Fokus nicht zu sehr auf dem Geschirr liegt. Belohne eine Akzeptanz mit schönen Dingen: Leckerli, Spielen, Kuscheln.
Vielleicht geht es auch ganz unkompliziert: Hilde und Balu wurden schon mit 12 Wochen daran gewöhnt und fanden es von der ersten Sekunde an nicht weiter schlimm.
Erste Ausflüge
Wenn das Geschirr angenommen ist, beginne mit ersten kleinen Ausflügen. Mache diese in ruhiger Atmosphäre – du musst dich ja nicht gleich in die S-Bahn der nächsten Großstadt setzen. Vielleicht hast du einen Garten, in dem du üben kannst. Oder du nimmst die Katze mit auf eine ruhige Wiese, auf der es keine Hunde und wenige Gefahren gibt.

Entweder fährst du mit dem Auto – Das trainiert schon einmal super Autofahren! – oder du kaufst dir eine Umhängetasche für kleine Tiere. Mit ein wenig Übung kannst du deine Piraten sogar an das Fahrradfahren gewöhnen. Hierfür nimmst du entweder die Tasche über die Schulter oder kaufst dir einen Fahrradkorb für den Lenker. Fahre vorsichtig und vorausschauend. Du bist dann nämlich für nochmal jemanden verantwortlich!


Spezialtipp: Manche Hunde habe ein ausgeprägtes Jagdverhalten! Wenn die Katze flüchtet, verleitet das den Hund erst recht zum Hinterherrennen. Übe mit deiner Katze. Lade Hundefreunde ein, wenn ein ruhiger und freundlicher Hund eure Wege kreuzt, lasse ihn an deinem Piraten schnüffeln.

Je mehr deine Katze gewohnt ist, je weniger Anlass zur Flucht sie verspürt, desto sicherer sind eure Ausflüge. Denn das beste Geschirr kann in Panik versagen oder Katastrophen auslösen durch zum Beispiel Verknoten oder Hängenbleiben!

Achte auf die Umgebung. Wenn doch mal Gefahr im Anmarsch ist, solltest du sowohl diese früh genug erkennen, als auch deine Katze lesen können. Rast zum Beispiel ein Hund auf euch zu und du bist dir unsicher, ob deine Katze Angst bekommt, nimm sie zur Sicherheit auf den Arm.
Die Leine
Wenn ihr nun ein ruhiges Plätzchen zum Üben gefunden habt, lasse deinen Piraten die Gegend erkunden. Ich bevorzuge sehr lange Leinen. Meine Leine hat insgesamt 20m. Wenn ich den Katzen weniger Freiheit geben möchte, rolle ich die nicht benötigte Leine einfach auf. Flexileinen erscheinen auf den ersten Blick praktisch, bergen aber Gefahren. Das Einrollen der Leine kann die Katze erschrecken oder sie sogar mit so einer Wucht zurückholen, dass an ihrem Geschirr gezogen wird. Löst der Aufrollmechanismus aus, ohne dass ihr die Leine in der Hand habt, kann das Handstück schmerzhaft gegen euren Piraten schnalzen. Außerdem sind sie oft dünn – auf den ersten Blick ein Vorteil, auf den zweiten birgt es aber eine unglaubliche Stolperfalle.


Ziehe und ruckle nicht an der Leine. Das solltest du auch nicht beim Hund machen – Hunde scheinen mir aber etwas mehr zu verzeihen! – Katzen verleidest du so das Gassigehen. Sie haben schnell keine Lust mehr. Lasse die Leine immer lose und durchhängend, versuche die Katze in deine Richtung zu lenken, indem du sie lockst und rufst.
Anders als beim Spazieren mit Hund, gibt beim Gassigehen die Katze die Richtung vor. Je nach Persönlichkeit kannst du durch Locken und Rufen vielleicht auch etwas steuern. Oder du hast ein Exemplar, dass sowieso mit dir überall hingehen würde. Im Regelfall solltest du aber keine genaue Route vor Augen haben, die du gehen möchtest. Suche dir einfach ein schönes Plätzchen, nimm ein wenig Picknick für dich mit, erkunde die Büsche und Bäume oder was es sonst noch gibt aus Katzenperspektive, und wenn sie Lust hat, gehe eine kleine Strecke mit ihr.
Vorsicht! Lasse deine Katze nicht zu hoch auf Bäume klettern. Die Leine kann sich in den Ästen oder an der rauen Rinde verhaken und dann kommt dein Kletterabenteurer nicht mehr runter. Sollte er springen und dann an der Leine baumeln, droht ein Erdrosseln! Und wo bekommst du outdoor auch so schnell eine Leiter her?! Halte deinen Piraten einfach zurück. Anders als aktives Ziehen, verstehen sie es dann doch recht gut, wenn ein „Stopp“ an der Leine erreicht ist und drehen meistens wieder um.

Als super geeignet hat sich für uns eine Leine aus Biothane für Chihuahuas ergeben. Wir haben sie in Neonfarben, damit man sie gut in der Natur erkennt. Sie ist glatt und verknotet sich trotz der Länge von 20m erstaunlich wenig. Das Material ist robust und ausgesprochen leicht, so dass die Katze wunderbar damit zurecht kommt. Das Band ist 5mm breit und der Karabiner sehr zierlich. So kann man selbst auch mal auf der Bank sitzen und die Katze allein die Welt erkunden lassen — in einem Radius von 20m.
Das Geschirr
Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem euer Babypirat aus dem Minigeschirr herausgewachsen ist. Es sollte nicht zu straff sitzen. Ich selbst bevorzuge es, wenn ich immer noch ein wenig mit dem Finger druntergreifen kann, es aber doch recht eng liegt, wenn die Katze steht. Leider verrutschen die günstigen Geschirre manchmal: Die Öse für den Leinenkarabiner hängt dann gern mal zu Seite.


© Tanja R.
Es gibt ein riesiges Angebot an Geschirren: Mit Bändern aus Nylon und Biothane, kleine Westen aus Stoff und Neopren, flexibel, starr … Hier musst du ausprobieren, was deine Katze duldet. Bei meinen eigenen funktionieren westenartige überhaupt nicht. Sie fühlen sich derart eingeschränkt, dass sie einfach umfallen und sich nicht mehr bewegen wollen oder sehr seltsame Mechanismen der Fortbewegung entwickeln. Das kann aber bei anderen Piraten ganz anders sein.
Wenn du ein schreckhaftes Piratenexemplar hast oder einfach auf Nummer sicher gehen willst, empfiehlt sich vielleicht auch ein ausbruchsicheres, maßgeschneidertes Geschirr. Hier gibt es einige gute Anbieter – google einfach mal! Diese haben einen zweiten Bauchgurt, so dass ein Sich-Herauswinden nicht möglich ist.



Wir haben die für uns optimalen Geschirre gefunden: Im Hundebedarf. XS-Geschirre für Chihuahuas passen meinen Piraten hervorragend. Diese haben kein Halsband, sondern das Band verläuft über Rücken und Brust an einem Verteiler. Dies gibt mehr Sicherheit und Stabilität. Das Geschirr verrutscht nun nicht mehr, wenn der Karabiner eingehängt ist. Auch haben diese Geschirre einen Bauch- und Rückensteg, was zusätzlich stabilisiert. Ausbruchsicher sind sie nicht. Meine Piraten neigen aber nicht zur panischen Flucht.
Wichtig: Wenn du etwas am Equipment änderst, dann teste es zuerst daheim oder an einem ruhigen, vertrauten Ort.
Touren für Fortgeschrittene
Wenn ihr also schon einige Unternehmungen gemacht habt, du deinen Katzenpiraten gut kennst, er vielleicht schon routiniert in Auto- oder Fahradfahrten ist, was spricht dagegen, auch einmal weiterweg zu gehen? Wir waren schon in Gartenwirtschaften mit den beiden (Setz dich vielleicht nicht genau neben einen Hund!), haben schon verschiedene Ausflugsziele, Burgen und Wanderheime besucht. Ein wenig Selbstbewusstsein brauchst du aber, denn angesprochen wirst du zu 100%. Bis jetzt aber waren die Erfahrungen bei uns fast nur positiv. Ganz wenige Ausnahmen gab es.


Achte auf deinen Piraten. Du solltest ihn gut kennen, damit du merkst, wann es ihm zuviel wird. Ausflüge sollen ja Spaß machen!

Ach ja – Hundekotbeutel nicht vergessen! Ist dein Pirat ausflugsroutiniert, kann es schon sein, dass er sein Geschäft auch draußen erledigt. Mitunter auch direkt zwischen den anderen Touristen. Besser ist, man hat dann was dabei!
Hier findet ihr einen wunderbaren Blog, der Leinen, Geschirre und ebenfalls eine Anleitung für das Leinentraining vorstellt: blogkatzen.de