Autorin: Tanja B.
Dinge, die man sich vor Anschaffung einer Katze überlegen sollte.
Habe ich genug Zeit für Wohnungskatzen? / Welche Haltung bevorzuge ich?
Im optimalen Fall wohnt man in einer katzensicheren, abgelegenen, ruhigen, einsamen, natürlichen Idylle. So steht einem Kätzchen mit Freigang nichts im Wege. Freigangkatzen arrangieren sich meist mit ihren Nachbarskatzen und es ist eventuell mit ein wenig erhöhtem Verletzungsrisiko in der Anfangsphase zu rechnen.
In Wohnungshaltung sollte keine Katze allein gehalten werden. Stellt euch vor, ihr hättet als einzigen Sozialkontakt euer Haustier und sonst kein anderes Wesen. Haltet deshalb euren Piraten nur mit weiteren Matrosen. Ausnahmen bestätigen die Regel: Es gibt natürlich auch Katzen, die aufgrund ihrer Vorgeschichte absolute Einzelgänger sind.
Dennoch brauchen Katzen Ansprache und Zeit. Füttern, Schmusen, Katzenklo Säubern, dazu kommt auch mindestens 1 Stunde täglich begeistert Spielen.
Kann meine Katze, die ich schon habe, Artgenossen leiden?
Selten sehnen sich Wohnungskatzen nicht nach Artgenossen. Eventuell liegt hier eine soziale Störung vor oder sie hat Erlebnisse gehabt, die sie zum absoluten Einzelgänger gemacht haben. Bei Freigängern oder auch manchen ehemaligen Straßenkatzen kann es aber schon mal vorkommen, dass der Pirat lieber einziges Besatzungsmitglied wäre. Setzt man dem Haudegen nun einen Rivalen vor die Nase, könnte das nicht so gut enden. Im besten Fall tolerieren sie sich und gehen sich aus dem Weg. Im schlimmsten Fall wird es immer Aggressionen geben oder einer der beiden Matrosen sucht ein neues Zuhause.

Kenne deshalb deine Katze in ihrem Wesen und Bedürfnissen!
Habe ich genug Geld für eine Katze?
Ob Pirat mit Augenklappe oder Holzbein, ob gesund oder ohne Narben: Haustiere kosten Geld. Im Unterhalt, aber auch für tierärztliche Besuche. Du solltest es dir leisten können. Die älteste Katze wurde übrigens 38. Sie hieß Creme Puff und lebte in Texas. Nur damit du weißt, wie lange es teuer sein kann.
Bin ich bereit auf die Bedürfnisse der Katze einzugehen?
Klar, da ist jede*r schnell dabei: Was soll an Kuscheln und Spielen schon so schlimm sein? Wenn du eine Wohnungskatze hast, kann es sein, dass du deine Wohnung und die Möblierung „etwas“ an die Bedürfnisse deiner Katze anpassen musst. Katzenmöbel wie Kratzbäume, Kletterwände, Sisalteppiche, Katzenklos haben fortan den selben Stellenwert in deinem Zuhause wie Esstisch, Bett und Dusche. Freigänger verzieren die Wohnung auch gern mit Aas und toten Tieren. Außerdem wirst du nie wieder sorglos für ein paar Tage weg fahren können. Du wirst Betreuung organisieren müssen.
Es kann sein, dass du mehr als ein Katzenklo aufstellen musst. In unterschiedlichen Räumen oder Stockwerken. Dass du für mehrere Katzen unterschiedliche Futterplätze etablieren musst. Gegebenenfalls auch weiter entfernt voneinander. Ist die Wohnung zu klein oder willst du das Katzenklo nur im Bad? Dann lass es lieber gleich. Da ist Ärger vorprogrammiert. Kann alles gut gehen. Kann. Was, wenn nicht?
Wähle auch die Katze nach deinen Lebensumständen aus. Schreckhaft, scheu, alt und womöglich noch mit Handicap? Blöde Idee bei drei kleinen, wilden Kindern, die am liebsten toben. Vielleicht solltest du in einer sehr kleinen Wohnung nicht den Kunstturner-Jugendkatzenverband zu dir holen. Will heißen: Wenig Raum, wenig Platz und/oder Bereitschaft zur katzengerechten Strukturierung der Wohnung, wenig Beschäftigungszeit und dann ausschließlich Wohnungshaltung – vergiss es. Mach es dir nicht so schwer. Alte, gehandicapte, ruhige Katzen suchen auch ein Zuhause.
Habe ich Lust eine Katze zu erziehen?
Ja, auch das muss sein. Und ja, du solltest dich auf Erziehung einstellen. Zwischen zwei Lebewesen gehören immer die Regeln des Zusammenlebens geklärt. In Ruhe, konsequent und ohne Aufregung. Auch wenn du deshalb keinen Hund wolltest, aus der Nummer kommst du bei einer Katze auch nicht raus.

Dinge, die man einer Katze während der Eingewöhnung zugestehen sollte.
Eingewöhnung kann ganz schnell und einfach gehen oder der härteste Job der Welt sein. Eventuell schnurrt deine neue Katze schon am Abend der Ankunft dir im Bett ins Ohr, oder sie kackt überall in die Wohnung, lässt sich nicht anfassen, verweigert das Fressen und wirkt todunglücklich. Nuancen dazwischen sind möglich. Vielleicht ist der Spuk schon in drei Tagen vorüber, vielleicht braucht ihr Monate, um zusammen zuwachsen.
Du solltest einfach genug räumliche und nervliche Kapazitäten für den ganzen Mist haben, der kommen kann.
Gestehe deiner Katze zu, ein fühlendes Wesen zu sein.
Ein neues Auto parkt man in der Garage und fertig. Eine Katze fühlt ähnlich wie du. Für dich ist es nur eine neue Katze in deinem alten Zuhause. Für die Katze ändert sich plötzlich ihr gesamtes Leben.
Gestehe Kommunikation zu.
Schnurren, Miauen, wir kennen es alle. Und sind erschrocken, wenn sie brummen, fauchen oder schreien. Nur, was soll das Tier sonst bei negativen Gefühlen tun? Es kann sich nur so mitteilen. Was sich für uns schrecklich anhört, ist normale Kommunikation. Such doch mal im Internet nach Videos zu Katzenkämpfen, möglichst noch von unkastrierten Katern. Da wird dir schnell bewusst, wieviel Spielraum nach oben die kleine Prügelei unter deinen Mitbewohnern noch lässt. Fließt Blut und verbeißen sich die Katzen ineinander? Keine Fluchtmöglichkeit? Dann solltest du einschreiten. Ansonsten: Lass sie das untereinander regeln.
Wer Streit nicht klärt, sondern nur unterdrückt, wird nicht die Ursache lösen.
Gestehe Rückzug zu.
So viel Stress. Neue Umgebung, neuer Mensch, neue katzische Mitbewohner. Du solltest Rückzugsorte und Ruhe zulassen. Sonst kommt man nie zur Erholung. Das heißt, dass man nicht vor dem Katzenhöhleneingang rumlungern sollte und ständig hineinfassen. Lass sie in Ruhe. Dein Kätzchen wird sich schon zeigen, wenn es Kontakt will, Hunger hat oder aufs Klo muss. Und nein, das muss nicht nach einer Stunde so sein. Innerhalb von 24h sollte deine Katze aber etwas gefressen haben.
Eventuell musst du für die Eingewöhnung auch ein zweites Zimmer einplanen, damit du notfalls die beiden Terroristen trennen kannst. Versuche über Gittertüren bei großem Konflikt zu trennen, aber gib den Katzen immer noch Kontaktmöglichkeiten. Machst du das nicht, vermeidest du nicht den Streit. Das Theater verschleppt sich einfach ins Unendliche und geht bei jeder Begegnung von vorne los, weil einfach nichts geklärt ist. Kein Bock drauf? Gibt auch schöne Poster von Katzen. Für die Wand.

Unsauberkeit
Auch das ist möglich. Haben Katzen Stress, sind noch jung oder sind krank, können sie kurzfristig unsauber werden. Stört dich das oder ekelt dich das an? Dann solltest du die Katzenhaltung überdenken. Auch Erbrechen kann vorkommen. Willst du keine Flecken auf dem geölten Naturparkett oder dem Designersofa? Dann wirklich lieber keine Katze.
Ist die Katze permanent unsauber, hat sie entweder ständigen Stress oder ist ernsthaft krank. Dann überdenke deine Haltungsbedingungen und stell sie eine*r Tierärzt*in vor (s.o., das kostet Geld …).
Dinge auf die du vorbereitet sein solltest
Dreck
Wir hatten schon die Sache mit Kot und Urin auf Polster und Parkett. Je nach Piratenhandicap kommen noch Rotz oder andere Flüssigkeiten dazu, bei Freigängern gern Aas und Organe von Beutetieren.
Ärger und Stress
Willst du zwei sich fremde Katzen vergesellschaften (Lies nochmal oben schnell nach, ob du alles berücksichtigt hast!)? Glückwunsch. Du wirst eventuell durch Hass, Kampf, Krieg und nochmal Hass an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht. Vielleicht werden deine zwei Piraten sich dermaßen verhauen, dass du „Hilfe!“ denkst, äh, schreist. Du wirst ein schlechtes Gewissen haben. Du wirst weinen. Du wirst alles hinschmeißen wollen. Du fragst dich, warum? Vielleicht dauert das ganze Drama eine Woche, vielleicht vier Monate. Wenn du das nicht kannst oder keine (nervliche, psychische oder zeitliche) Kapazität frei hast: Topfpflanzen sind auch nett. Aber Gießen nicht vergessen. Ja, auch den Kaktus ab und an.
Vielleicht lieben sich aber auch alle sofort. Es kann natürlich auch einfach sein.
Lies mal weiter:
Broschüre des Deutschen Tierschutzbundes e. V. zum Thema Haltung und Eingewöhnung als PDF.
Hier gehts zum Artikel auf peta.de zum Thema „Ein“Katzen zusammenführen: So gewöhnen Sie Katzen aneinander„
Ach ja, neben diesen oben angeführten Punkten: Katzen sind echt liebenswerte, tolle Wegbegleiter, für die sich dies alles lohnt. Der warme Pelz auf der Schulter schnurrend schmusend, milchtretend oder mit großen Augen das Spielzeug bringend, die Freude beim Heimkommen – es lohnt sich schon, die Sache mit der erfolgreichen Eingewöhnung. Musst nur durchhalten. Versprochen.
Wusstest du:

Katzen binden sich ähnlich an ihre Besitzer*innen wie Kleinkinder: Kristyn Vitale et al.: „Attachment bonds between domestic cats and humans“, in: CORRESPONDENCE| VOLUME 29, ISSUE 18, 2019, PR864-R865.