Warum Handicats ein Zuhause geben?
Autorin: Tanja B.
Zugegeben, wer empfindet nicht Mitleid, wenn er eine dreibeinige Katze klettern sieht? Oder in das Gesicht einer blinden Katze, eventuell sogar ganz ohne Augen, blickt. Natürlich stellt man sich die Frage, ob diese Katzen Lebensqualität haben.
Je nach Grad der körperlichen und auch geistigen Beeinträchtigung hätte die Katze in der freien Natur vielleicht keinerlei Überlebenschancen. Körperlich oder geistig beeinträchtige Piratenkatzen sind also in höherem Maße vom Menschen abhängig, als komplett gesunde.
Aber mal ehrlich, vergleichen wir es doch einfach mit anderen Haustieren: Das Angorakaninchen wird aufgrund seines Haarwuchses kaum wild überleben, viele verschiedene und beliebte Hunderassen sind schon längst aufgrund ihrer Zuchtgeschichte in hohem Maße von menschlicher Obhut abhängig. Und betrachtet man das Elend der Straßentiere, so wird auch klar, dass das „wilde Leben“ unserer Haustiere längst nicht „das natürliche Leben“ einer Wildkatze, eines Löwen oder eines Pumas ist.
Egal ob gesund oder beeinträchtigt: Die Abhängigkeit vom Menschen bleibt also.
Vorausgesetzt die Tiere leiden nicht lebenslang unter starken Schmerzen und können ihren Bedürfnissen noch artgerecht nachgehen, spricht also dann doch nicht so viel gegen ein Leben als Piratenkatze. Auch blinde Katzen fangen Fliegen, klettern und spielen. Dreibeinige hüpfen ebenso von Schrank zu Schrank. Bei manch einem einäugigen Tier mag das Abschätzen von Abständen etwas untergehen, weshalb es öfters mal am Spielzeug vorbei hüpft oder kurz vor dem Sofa wieder abstürzt.
Deshalb gilt: Je nach grad der Beeinträchtigung mag es ratsam sein, die Piratenkatzen nicht ungesichert ins Freie zu lassen: Autos, Hunde, andere Gefahren – eventuell werden diese zu spät gesehen oder unterschätzt.
Beeinträchtige Tiere kennen oft ihre Grenzen. So strebt die blinde Katze vielleicht gar nicht nach Freiheit und grenzenlosen Abenteuern, die dreibeinige mag nicht kilometerlang sprinten und das Ataxie-Kätzchen ist vielleicht mit einem überschaubaren Kletterplatz ganz zufrieden. Piratenkatzen mit Handicap eignen sich also hervorragend für Menschen, die nicht die Möglichkeit haben, ihrer Katze ungesicherten Freigang zu geben — weil eine stark befahrene Straße in der Nähe ist, es eine Ausgangssperre für Katzen gibt oder weil man einfach Angst um seine Tiere hat.
Ich bin Eve, bin ein Jahr alt und eine wunderschöne Piratin. Auch ich komme aus der Ukraine und mein Auge musste aufgrund einer Infektion entfernt werden. Seit Januar 2023 wohne ich zusammen mit dem 3 Jahre alten Wall-E, der auch aus der Ukraine kommt und mein liebster Spielkamerad ist, bei Michelle. Dort halte ich sie auf Trab. Meine sehr verspielte Natur gibt meiner neuen Besitzerin unendlich viel Freude. Auch mit meinem kleinen „Menschenbruder“, der manchmal zu Besuch kommt, verstehe ich mich super. Wir balgen uns jeden Abend durch die ganze Wohnung. Momentan üben wir uns am Tragen eines Geschirrs, um draußen Abenteuer erleben zu können. Ich bin sehr glücklich und wenn ihr das auch sein wollt, schaut euch meine Piratenfreunde an. Wir alle haben ein schönes Zuhause verdient und für uns ist es besonders schwer.
Eves Katzenworte, übermittelt von ihrer Kapitänin Michelle
Der Pflegeaufwand mag bei manchen Beeinträchtigungen etwas größer sein. Chronischer Katzenschnupfen muss ein Leben lang behandelt werden, Katzenherpes kann bei Stress oder schlechter Konstitution sofort zu einem Wiederaufflammen der Krankheit, einem „Schub“, führen. Nach und nach bekommt man aber Routine, auch in der Behandlung. Und wer garantiert, dass die gesunde Katze auch immer gesund bleibt? Nierenerkrankungen, Diabetes oder einfach Schicksal, wie zum Beispiel ein Autounfall, auch schlicht das Altern machen ganz schnell aus „normalen“ Katzen Piratenkatzen. Natürlich bedeutet ein Handicap auch regelmäßige Kosten, da eventuell Medikamente benötigt werden. Allerdings sollte sowieso immer das Finanzielle mitgedacht werden, wünscht man sich ein Haustier. Denn gesunde Freigänger können ebenso mit Bissen und Verletzungen heimkommen. Es gibt keine Garantie auf ewige Gesundheit! Bei guter Haltung kann es auch sein, dass die Handicaps der Piraten nahezu unsichtbar werden.
Trotz allem: Ein artgerechtes, fröhliches Leben mit Handicap ist möglich. Piraten sind einfach wahre Abenteurer.
Seht selbst:
Ihr wollt noch mehr über die Abenteuer von Piratenkatzen erfahren?
Folgt den Albpiraten!
Ihr wollt euch über Krankheiten und Handicaps informieren? Schaut doch mal in der Kategorie Gesundheit in unserem Kompass nach! Dort berichten wir von unseren Erfahrungen mit verschiedenen Einschränkungen.
