Autorin: Sabrina

Beim Parvovirus (felines Panleukopenievirus) handelt es sich um eine ansteckende Infektionskrankheit bei Hunden und Katzen, die meist zu heftigen, oft tödlich verlaufenden Brechdurchfällen vor allem bei Welpen, selten auch zu plötzlichen Todesfällen bei erwachsenen Tieren kommen kann. Sie ist auch unter dem Namen Katzenseuche bekannt und der einzige wirksame Schutz ist eine Impfung. Werden Welpen von ungeimpften Muttertieren geboren und infizieren sich mit dem Virus, kann man zwar mit einer passiven Immunisierung (Feliserin) und anderen Medikamenten versuchen, das Jungtier zu retten, aber oft verläuft die Krankheit trotzdem tödlich. Das Virus zerstört die gesamte Darmschleimhautoberfläche, sodass die Tiere Nahrung nicht mehr verdauen können und quasi bei gefülltem Darm verhungern. Das Immunsystem in Darm und Knochenmark ist betroffen und ohne Intensivtherapie sind die Überlebenschancen schlecht. Es handelt sich um dasselbe Virus, das bei Infektionen der Kitten im Mutterleib eine Kleinhirnunterentwicklung verursacht, die zur Ataxie führt.

Ein paar glückliche Tage …

Nachdem wir Balu, Hilde und ihren blinden Bruder Snow in liebevolle neue Zuhause vermittelt hatten, dauerte es keine 24 Stunden, bis in der Tierarztpraxis die nächsten Päppelkandidaten auftauchten. Eine junge Frau hatte zwei magere, völlig verflohte Katzenbabys in ihrer Nachbarschaft aufgesammelt und in die Sprechstunde gebracht. Semikolon sah Snow zum Verwechseln ähnlich und Patrick und ich mussten nicht lange überlegen, ob wir die Kitten zu uns nehmen. Semikolons schwarzweiße Schwester wurde Panda getauft und erstmal wurden die beiden gründlich entfloht. Tage später noch kämmten wir tote Flöhe und massenweise Flohkot aus dem Fell, für ein Vollbad waren die winzigen Kitten zu schwach. Pandas linkes Auge war zusätzlich durch Katzenschnupfen geschädigt und hätte später operativ entfernt werden müssen. Pandas Maulschleimhäute waren fast weiß, so viel Blut hatten ihr die Parasiten ausgesaugt.

Ihr Bruder war deutlich größer und kräftiger und erholte sich schneller, und da sie mit ihrer Blutarmut nicht mit seinen Spielversuchen mithalten konnte, zog das etwa gleichaltrige scheue braungetigerte Katerchen Silas bei uns ein, das im lokalen Tierheim grade keinen gleichaltrigen Spielkameraden hatte. Leider bekamen alle drei Kitten nur zwei Tage, nachdem Silas eingezogen war und schnell Vertrauen geschöpft hatte, Durchfall und kurz darauf Erbrechen.

Kuscheln geht immer.

Silas Zustand verschlechterte sich innerhalb von zwei Tagen so sehr, dass wir ihn mit der Spritze ins Maul füttern und an eine Dauertropfinfusion hängen mussten. Erstaunlicherweise hielt sich grade Panda, um die es zuvor schon sehr kritisch stand, am besten von den drei Kitten.

Als ich Marble im Kuhstall fand, war sie schon mehr tot als lebendig und ich schwankte tatsächlich, ob ich sie nicht lieber gleich erlösen sollte. Dann packte ich sie aber doch in einen Karton, verabreichte ihr vor Ort schon mal Infusionen und fuhr mit ihr nach Hause. Sie war mager und ausgetrocknet, und nachdem sie erst einen Tag lang fitter wurde, forderten Parvovirus und Katzenschnupfen doch ihren Tribut und wir mussten sie gehen lassen.

„Nicht alle kommen durch.“ Sabrina

Aber als der Test auf Parvovirus in der Kotprobe positiv anzeigte, war schnell klar, dass es lebensbedrohlich für die Kitten wird. Silas mussten wir als ersten gehen lassen, obwohl er der größte und kräftigste von allen war. Die Krankheit verwandelte ihn innerhalb weniger Tage und Stunden von einem wuseligen, verspielten Kater in den Schatten seiner selbst. Er hatte Fieber, fraß nicht, erbrach sich trotz Medikamenten und hatte unstillbaren Durchfall. Panda und Semikolon hielten zwei Tage länger aus, aber als sie trotz Fütterung und Infusionen immer schwächer wurden, mussten wir einsehen, dass dieser Kampf nicht zu gewinnen war und entschieden uns, die beiden auch gehen zu lassen.

Silas bekommt die Infusionen

Das ist immer ein schwerer Moment, diese Entscheidung treffen zu müssen, aber um weiteres Leiden zu vermeiden, halte ich es in diesem Fall für angebracht und die tierfreundlichere Lösung.

Da die drei Kitten nicht lange genug beieinander gewesen waren, um sich untereinander angesteckt zu haben, mussten sie unabhängig voneinander das Virus schon in sich getragen haben, als sie zu uns kamen. Ähnlich wie bei den drei Katzenschnupfenkitten Hilde, Balu und Snow wurde das ganze Ausmaß der Krankheit erst offensichtlich, als sie sich schon ein oder zwei Tage in unserer Obhut befanden.

Der Durchfall setzte den Katzenkindern sehr zu.

Da das Parvovirus hochansteckend ist und die Katzenkindersaison noch nicht vorbei war, mussten wir einen Weg finden, das Zimmer zu desinfizieren, in dem sich die drei Kitten sich aufgehalten hatten. Leider war es kein gekachelter, einfach zu reinigender Praxisraum, sondern Patricks Arbeitszimmer. Polster, Möbel und Geräte machten die Desinfektion also komplizierter. Mit „Abwaschen“ war es nicht getan. Wir liehen uns das Ozongerät aus dem lokalen Tierheim, das alle Viren unschädlich macht. Nebenwirkung war leider ein unangenehmer Ozongeruch, der für Wochen dem Zimmer anhaftete. Da wir mittlerweile nicht nur im Sommer unseren überdachten Balkon/Wintergarten zur Verfügung haben, sondern durch den Ausbau des Dachgeschosses auch ein großes Zimmer im 3. Stock, in dem seitdem die ukrainischen Pflegekatzen untergebracht sind, hat sich das Platzproblem allerdings von alleine gelöst. Das Arbeitszimmer wird mittlerweile nur noch kurzfristig von unverträglichen Katzen bewohnt.

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