Autorinnen: Sabrina und Tanja B.
Zwischen dem 4. und 12. Monat werden weibliche Katzen fortpflanzungsfähig. Pro Wurf können 1 bis 7 Kätzchen, selten sogar über 10, gezeugt werden. 2x im Jahr wird eine Katze rollig. Wird sie nach dem Deckakt aber nicht belegt, kann es zu einer Dauerrolligkeit kommen. Neben dem psychischen Stress für die Katze können sogar Zysten an den Eierstöcken entstehen.
Unkastrierte Kater haben ein starkes Revierverhalten, das sie in heftigen Kämpfen austragen. Durch Bissverletzungen werden (tödliche) Krankheiten wie z.B. Katzenleukose übertragen.
Straßenkatzenmütter haben oft schon Probleme sich selbst versorgen zu können oder Krankheiten. Man mag sich kaum vorstellen, wie groß die Not ist, wenn sie neben ihrem eigenen Leben noch für ihren Nachwuchs verantwortlich sind.
Das Elend unter diesen Katzenkindern ist groß. Hunger, Krankheit, Parasiten, Tod.
Kastration heißt aktiver Katzenschutz!
Zwar passiert dies alles auch durchaus in Deutschland (man denke nur an die unzähligen sogenannten „Bauernhofkatzen“), jedoch ist das Elend der Streuner im Mittelmeerraum noch um ein Vielfaches größer.
Tierärztin Sabrina half mit Kolleg*innen und Helfer*innen in spanischen Tierheimen vor Ort und führte mehrere Kastrationsaktionen durch: An dortigen Tierheimbewohnern und auch an Streunern:
Tierärztin werden! Der Traum eines jeden kleinen Mädchens, so auch meiner. Schon im Kindergarten stand das fest. Vom Studium dann aber letztendlich desillusioniert, wollte ich mit meiner ersten Berufserfahrung dann endlich den Alternativtraum leben – Tierschutz. Und zwar aktiv.

© OpenStreetMap contributors, www.openstreetmap.org/copyright

Um die grade vorhandene OP-Erfahrung gleich an richtiger Stelle einzusetzen, organisierte ich mit zwei Kommilitoninnen die erste Kastrationsaktion nahe dem spanischen Alicante bei der Organisation ASOKA EL GRANDE, die in Orihuela eine Alternative zur lokalen Tötungsstation bieten und Tiere lieber vermitteln als einschläfern wollen. Der Tierschutzverein stellte eine Übernachtungsmöglichkeit und OP-Räume zur Verfügung und so reisten wir drei jungen ambitionierten Tierärztinnen für eine Woche an, mit nur sehr wenig Spanischkenntnissen („Die Tiere dürfen nach der OP nicht einkaufen gehen!“ comer – comprar – alles das gleiche…) aber dafür umso motivierter. Die Rüden* und Katzen des Tierheims wurden fleißig kastriert, damit sie für eine Vermittlung im In- und Ausland fit waren. *(Die Kastration von Hündinnen ist komplizierter. Zu meinem damaligen Studienzeitpunkt war mir dies noch nicht möglich.)
Da diese Reise sehr erfolgreich war, machten wir im folgenden Jahr wieder einen Arbeitseinsatz. Diesmal allerdings nicht nur in Orihuela, sondern an zwei verschiedenen Futterstellen für Streunerkatzen in Calp und Benidorm sowie im Refugium in Sella. Außerdem wurden zwei weitere Tierheime in der Region, darunter S.C.A.N in El Verger angesteuert. An jeder Station warteten eine Übernachtungsmöglichkeit und nette Menschen auf uns, und natürlich viele unkastrierte Tiere.
Vor allem deutsche und englische Auswander*innen kümmern sich in ihrer Rente um verwilderte Straßenkatzen an der Costa Blanca. Sie füttern täglich, fangen die Katzen ein, lassen sie kastrieren und setzen sie dann in die Kolonie zurück. Nur so ist eine effektive und humane Populationskontrolle möglich. Denn Tiere, die aus einem Gebiet entnommen werden, wandern entweder neu zu oder werden schnell dadurch ausgeglichen, dass durch eine bessere Futtergrundlage mehr Katzenkinder überleben. Jeder kennt den Spruch, dass eine weibliche Katze nach 3 Jahren 478 Nachkommen haben kann.

Wichtig ist, dass die kastrierten Katzen markiert werden, meistens durch eine Kerbe im Ohr. So ist bei der nächsten Fangaktion ersichtlich, dass die betreffende Katze bereits kastriert wurde. So kann man auch den Behörden den Wind aus den Segeln nehmen, indem man nachweisen kann, dass die Tiere nicht einfach nur angefüttert, sondern auch medizinisch betreut werden. Trotzdem müssen die Tierschützer*innen vor Ort sich oft Anfeindungen aussetzen, da nicht alle Menschen Verständnis für ihr Handeln haben.

In den Jahren 2017 und 2019 reiste ich mit einem Team aus Tierärztinnen und tiermedizinischen Fachangestellten zur Esperanza Malaga, um dort nun auch Hündinnen zu kastrieren, die entweder im Shelter abgegeben worden waren oder von Pflegestellen und Privatleuten stammten, die sich die OP nicht leisten konnten. Wieder waren auch einige Streuner von Futterstellen dabei. Im Tierheim war ein richtiger OP-Raum vorhanden, es gab mehrere Schlafräume und eine Küche, in der wir jeden Tag mehrmals von Mitarbeiter*innen hervorragend verköstigt wurden.
Warum importiert man Tiere aus dem Ausland?
Auf den Rückflügen waren wir jeweils noch Flugpatin für einige glückliche Tiere, die in Deutschland ein neues Zuhause gefunden haben. Das ist übrigens für jeden ganz einfach und kostenlos möglich, da die Tierheime die zusätzlichen Kosten übernehmen und die Abholung der Tiere am Flughafen organisieren. Man kann sich natürlich fragen, warum Tiere extra aus dem Ausland anreisen müssen und ob es in deutschen Tierheimen nicht genügend herrenlose Hunde gibt.

Um jedoch die Tierheimleiterin eines großen deutschen Tierheimes zu zitieren: „Wir haben oft nur schwierige Fälle da, und Familien mit kleinen Kindern sind mit einem sozialverträglichen Hund aus dem Ausland wirklich besser beraten als mit dem bissigen schwervermittelbaren oder gar einem Exemplar aus dem Welpenhandel im Internet.“ An der Stelle stimme ich voll und ganz zu, denn selten sind Hunde so freundlich und gut mit anderen Hunden sozialisiert wie diejenigen aus großen Tierheimen in Spanien.
Anzahl der pro Aktion durchgeführten Kastrationen von 2014 bis 2019
2014
- 60 Kätzinnen
- 54 Kater
- 3 Hunderüden
2017
- 14 Kätzinnen
- 11 Kater
- 3 Hunderüden
- 30 Hündinnen
2019
- 17 Kätzinnen
- 13 Kater
- 11 Hunderüden
- 21 Hündinnen
Immer wieder haben deutsche Tierbesitzer*innen Angst vor der Kastration ihres Lieblings und man hört Bedenken. Macht die Narkose Probleme? Gibt es Komplikationen während der Operation oder danach? Dies ist mehr als verständlich. Für den Rest der Welt ist es „nur“ eine Katze, für einen selbst aber die einzige! Sabrinas Bericht zeigt aber, wie unkompliziert massenhaft Kastrationen ablaufen. Im Akkord wurden Tiere operiert und es ging gut. Die Gefahr, dass man zum Tierelend beiträgt, ist durch unkastrierte Tiere größer, als dass es Komplikationen gibt – auch wenn diese natürlich nie ganz ausgeschlossen sind. Deshalb: Kastration ist Katzenschutz!
Weiterführende Links:
Deutscher Katzenschutzbund e.V.: Einsatz gegen Katzenleid (PDF zum digitalen Download)